Täglich wird in Deutschland rund 350.000 Menschen Blut für verschiedene Untersuchungen entnommen. Dabei arbeiten Beschäftigte im Gesundheitswesen mit spitzen Kanülen, was das Risiko von Nadelstichverletzungen birgt. Solche Verletzungen können gefährliche Infektionen mit Hepatitis B, Hepatitis C oder HIV nach sich ziehen.
Für die Blutentnahme kommen hauptsächlich zwei Systeme zum Einsatz:
- Blutentnahmekanülen: Ideal für Routine-Blutabnahmen bei Personen mit gut sichtbaren Venen.
- Blutentnahmesysteme (Butterfly): Besonders geeignet für schwierige Venenverhältnisse, wie bei Kindern oder älteren Menschen.
Um das Verletzungsrisiko zu reduzieren, fordert die Technische Regel „Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen“ (TRBA 250) den Einsatz von Sicherheitsgeräten. Diese Systeme bedecken die Nadel nach Gebrauch mit einem Schutzmechanismus, um Verletzungen zu vermeiden.
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat 16 Blutentnahmesysteme hinsichtlich Sicherheit und Ergonomie untersucht. In einer Praxisstudie testeten 45 Fachkräfte aus Pflege, Medizin und Rettungsdienst die Systeme unter realistischen Bedingungen. Der Test umfasste drei Hauptaufgaben mit acht Teilaufgaben, darunter die Vorbereitung, Blutentnahme und Entsorgung. Zusätzlich bewertete eine Expertengruppe aus medizinischen, technischen und arbeitswissenschaftlichen Fachleuten die Sicherheitsmechanismen der Geräte.
Testergebnisse: Welche Blutentnahmesysteme schnitten am besten ab?
Die getesteten Produkte erhielten Gesamtbewertungen zwischen „gut“ und „ausreichend“. Keines der Systeme wurde mit „sehr gut“ oder „mangelhaft“ eingestuft.
- 10 Produkte wurden mit „gut“ bewertet
- 4 Produkte erhielten ein „befriedigend“
- 2 Produkte bekamen ein „ausreichend“
Testsieger unter den Blutentnahmekanülen:
🏆 Sangocan security (Kabe Labortechnik) – Note 1,8 („gut“)
- Einhändig leicht auslösbarer Sicherheitsmechanismus
- Schutzmechanismus ist 360° verschiebbar, sodass er die Sicht nicht behindert
❌ Eclipse (BD) – Note 4,5 („ausreichend“)
- Sicherheitsmechanismus erwies sich als instabil
- Schutzkappe konnte leicht entfernt werden
- Unpraktische Handhabung und schlechte Ergonomie
Testsieger unter den Blutentnahmesystemen (Butterfly-Systeme):
🏆 Sangocan V security (Kabe Labortechnik) & Unistik ShieldLock (Owen Mumford) – beide Note 1,6 („gut“)
- Einfache einhändige Aktivierung des Sicherheitsmechanismus
- Gute Handhabung und leichter Wechsel der Blutentnahmeröhrchen
❌ Safetouch blood collection set (Nipro) – Note 3,7 („ausreichend“)
- Sicherheitsmechanismus nicht selbsterklärend
- Schwierige einhändige Anwendung
Was sollten Gesundheitseinrichtungen bei der Produktauswahl beachten?
Um Nadelstichverletzungen zu vermeiden, sollten medizinische Einrichtungen auf folgende Aspekte achten:
- Verpackung: Leicht zu öffnen, ohne dass die Kanüle herausfällt
- Schutzkappe: Einfach abziehbar mit ausreichender Grifffläche
- Kanüle: Sollte ergonomisch gestaltet und nicht zu lang sein
- Sicherheitsmechanismus: Muss sich einfach aktivieren lassen, ohne versehentlich ausgelöst zu werden
- Flügel: Dürfen nicht zu klein oder zu unflexibel sein
- Handhabung bei der Punktion: Guter Griff erleichtert die sichere Punktion
- Kompaktes Design: Erleichtert die sichere Entsorgung
Die Ergebnisse zeigen, dass eine sorgfältige Auswahl der Blutentnahmesysteme entscheidend ist, um Sicherheit, Effizienz und den Arbeitskomfort für das medizinische Personal zu verbessern.
📌 Alle detaillierten Testergebnisse und Vergleichstabellen finden Sie in der vollständigen BGW-Studie: BGW-Blutentnahme-Test.
Praxistipp: Machen Sie sich vor Verwendung der Kanülen und Butterflies mit den Systemen vertraut und weisen Sie neue Kolleginnen und Kollegen ein. Insbesondere das Einrasten des Schutzmechanismus sollte in der Praxis mit nicht-kontaminierten Instrumenten geübt werden (Betätigung des Mechanismus, hör- und spürbares Einrasten etc.).
Autorin: Gerda Reshetnykov